Ein wunder Po kann – obwohl als Erkrankung eigentlich harmlos – für das Baby und die Eltern eine recht nervenaufreibende Erscheinung sein. Der wunde Po oder das Wundsein wird medizinisch als Windeldermatitis bezeichnet und gehört mit zu den häufigsten Hautkrankheiten im Säuglings- und Kleinkindalter. Die Haut Ihres Babys ist noch sehr zart und dünn, sie verfügt noch nicht über einen und der voll funktionstüchtigen Säureschutzmantel. Deshalb reagiert sie sehr empfindlich.
von Claudia Sarkady
Insbesondere im „Windelbereich” wird die zarte Haut des Babys durch den wiederholten Kontakt mit Urin und Stuhl besonders schnell wund. Im Folgenden lernen Sie die Ursachen und Symptome der Hautentzündung kennen und erfahren, wie Sie die Windeldermatitis von anderen Hauterkrankungen unterscheiden können. Sie erhalten wertvolle Hinweise und nützliche Tipps für die Vorbeugung und – wenn die Windeldermatitis schon auftritt – für eine wirksame Behandlung.
Erste Anzeichen der Windeldermatitis – was ist zu tun?
Die Windeldermatitis ist in der Regel zunächst keine infektiöse Erkrankung, sondern lediglich ein Reizung der Haut. Insbesondere wenn die Windeln zu selten gewechselt werden, wirken Urin und Stuhl zu lange auf die Haut. Es entsteht streng riechender Ammoniak, der die Haut angreift. Wenn dann Babys Haut geschädigt ist, können sich sehr schnell und leicht von Pilzen und Bakterien ausgelöste Infektionen, wie z. B. Windelsoor (Candida albicans Infektion) oder absolut therapiebedürftige Staphylokokkeninfekte, überlagern. Es gilt also, schon bei ersten Anzeichen des Windelausschlags, wie Rötungen oder Pusteln, schnell und konsequent zu handeln.
Bei Kindern mit empfindlicher Haut sollten Sie keine Gummihöschen oder eng anliegende Windeln aus Plastik verwenden. Diese schließen zu dicht ab und schaffen ein feuchtwarmes Milieu, wodurch eine Infektion der bereits wunden Hautstellen mit Bakterien oder Pilzen begünstigt wird. Es gibt heute Wegwerfwindeln, die sehr locker und luftig anzulegen sind. Gut bewährt haben sich auch Stoffwindeln, die aber nicht mit Weichspüler behandelt sein sollten. Windeldermatitis darf nicht mit dem von einem Pilz hervorgerufenen Windelsoor verwechselt werden. Typisches Unterscheidungsmerkmal beim Windelsoor ist das Auftreten von Pusteln und Pickeln mit Schuppen am Rand des Ausschlags. Die Unterscheidung ist deshalb so wichtig, weil Soor völlig anders behandelt werden muss.
Ursachen für eine Windeldermatitis können sein:
- zu seltenes Wickeln
- dauerndes feuchtwarmes Klima im Windelbereich
- direktes Anliegen von Plastikteilen der Windel
- Umstellung der Ernährung
- eine Durchfallerkrankung
- Säfte mit zu hohem Säuregehalt
- bei Stoffwindeln: Weichspüler und Waschmittelrückstände
- allergische Reaktionen auf Nahrungsmittel oder Medikamente
- unsachgemäße Babypflege (Eincremen mit ungeeigneten, z. B. stark parfümierten Kosmetika)
Wunder Baby-Po: So vermeiden Sie schmerzhafte Entzündungen
Einer Windeldermatitis kann durch den planvollen und sachgemäßen Gebrauch von Windeln gut vorgebeugt werden. Mit diesen Tipps sparen Sie Ihrem Baby manchen Schmerz und sich selbst schlaflose Nächte:
- Kontrollieren Sie regelmäßig die Windeln, spätestens alle zwei Stunden. Etwa 30 bis 60 Minuten nach einer Mahlzeit ist die Wahrscheinlichkeit für einen Wechselbedarf am höchsten.
- Reinigen Sie den Po vorsichtig mit lauwarmem Wasser, bevor Sie eine neue Windel anbringen. Für größere Babies sind Sitzbäder ideal und machen Spaß.
- Tupfen Sie die Hautregionen im Windelbereich gründlich trocken, reiben Sie sie aber nicht. Ein Fächer kann das Trocknen beschleunigen.
- Viel frische Luft ist heilsam. Kleinkinder, die über längere Zeiten keine Windel tragen, leiden nur sehr selten unter einem wunden Po. Lassen Sie Ihr Kind deshalb nach dem Abtrocknen – immer gut beaufsichtigt – möglichst lange strampeln oder krabbeln.
Ein Fön ist zum Trocknen völlig ungeeignet. Der Luftstrom ist zu stark, er kann schnell zu heiß werden, das Geräusch wird Ihr Baby ängstigen und ACHTUNG: Wenn ein spontaner Harnstrahl in das Innere des Föns trifft kann ein lebensgefährlicher Elektroschock die Folge sein!
Die Haut ist rot – das Baby schreit – was ist zu tun?
Eine einfache Windeldermatitis kann durch richtige Pflegemaßnahmen in der Regel selbst angegangen werden. Sollten sich die Symptome jedoch nicht nach zwei bis drei Tagen sehr deutlich reduzieren, sollte eine ärztliche Diagnose eingeholt werden, um auszuschließen, dass die Rötungen und Reizungen von einer Erkrankung herrühren, die einer gezielten Behandlung bedarf. Prüfen Sie auch, ob in der Ernährung in den vorangegangenen Tagen eine Änderung erfolgt ist und machen Sie diese eventuell rückgängig.
Tipps zur wirksamen Selbsthilfe
- Wechseln Sie noch häufiger die Windeln, um die Haut konsequent so trocken wie möglich zu halten.
- Lassen Sie Ihr Baby wenigstens eine Stunde am Tag – am besten öfter – nackt strampeln oder krabbeln. Frischluft tut gut und heilt.
- Versuchen Sie einen Wechsel der Windelmarke und testen Sie den Ersatz durch luftdurchlässige Stoffwindeln. Mit den in den Drogeriemärkten erhältlichen Einlege-Vliestüchern ist die Anwendung von Stoffwindeln kein Problem.
- Den Po nicht mit Ölpflegetüchern reinigen, verwenden Sie zur Reinigung nur Waser oder auch lauwarmen Schafgarbentee.
- Sitzbäder oder Heilsalben mit reizlindernden und antibakteriell wirksamen Kleie-, Kamillen- oder Eichenrindenzusätzen können sehr hilfreich sein.
- Nach gründlicher Reinigung und luftigem Trocknen (Fächer!) mit reizlindernden Cremes wie z. B. Penaten-Creme, Weleda Calendula Babycreme oder Kaufmann`s Haut- und Kindercreme sanft eincremen.
- Bei sehr starker Entzündung die betroffenen Hautregionen mit einer feuchtigkeitsabweisenden Zinkpaste oder Zinkschüttelmixtur dünn abdecken, damit die Haut noch atmen kann.
- Vermeiden Sie Puder für nässende Hautstellen, da er verklumpt und die Haut dadurch noch mehr reizt.
- Geben Sie Ihrem Kind viel zu trinken (Wasser, Tees), aber vermeiden Sie, solange die Entzündung noch besteht, Fruchtsäfte oder geben Sie sie nur stark verdünnt.
Windeldermatitis: Wann brauchen wir den Arzt?
Wenn sich die Haut bereits stark gerötet hat, offene Stellen entstehen oder nach etwa drei Tagen keine deutliche Besserung eintritt, sollten Sie nicht zögern mit Ihrem Baby einen Arzt aufzusuchen. Er wird die Symptome begutachten und es nach möglichen anderen Krankheitsursachen untersuchen. Mittels eines im Labor auf Erreger zu untersuchenden Abstriches kann er die Diagnose einer möglichen bakteriellen Infektion stellen und diese entsprechend behandeln. Ist es zu einer zusätzlichen Hautinfektion durch Pilze gekommen, verschreibt der Arzt spezielle antimykotische Salben.
Ruhe und Geduld heilen
Bei Windeldermatitis sind Kleinkinder empfindlicher und reizbarer als üblich. Ein wichtiger Teil der Behandlung ist Ihre Geduld. Wenn Sie auf die Problemsituation gelassen reagieren, wird sich diese Ruhe auf Ihr Kind übertragen – das ist ein wesentlicher Heilungsfaktor. Wenn Mami und Papi strahlen, dann lacht auch bald das Baby wieder!
Literaturtipps
Sichere Hausmittel für mein Kind
Thomas Hoek, Dagmar Suda
ISBN-13: 9783540419792
24,95 €
Rat und Hilfe bei Kinderkrankheiten
Barbara Nees-Delaval
ISBN-13: 9783517067773
12,95 €
Kinderkrankheiten von A-Z
Peter Voitl
ISBN-13: 9783990520024
24,95 €